Sonntag, 19. Juli 2015

McCoi

Nach langem Hin und Her und dem nervigen Einschmieren der Kette von Hand habe ich mich dazu entschlossen ein Kettenschmiersystem an meiner KTM anzubringen. Ich fahre eine KTM 990 SMR Baujahr 2013 (mit ABS).
Zuerst hatte ich den Scottoiler, speziell für KTM, im Blick. Aber nach einiger Recherche und Diskussionen im Familienkreis habe ich mich für den McCoi entschieden. Zwar würde sich der KTM Scottoiler schön ins Gesamtbild der KTM einfügen, aber der große Funktionsumfang, das bessere Schmierergebnis und der geringere (materielle) Preis haben schlussendlich den McCoi als Sieger hervorgebracht.
Wichtig zu erwähnen ist hier, dass der McCoi kein fertiges System ist, welches nur noch angeschraubt werden muss und dann seine Arbeit verrichtet. Ganz im Gegenteil. Die Steuereinheit des McCoi muss nach Anlieferung noch zusammen gelötet werden. Anschließend muss man die Verkabelung und Ölleitung im und am Motorrad noch verlegen. Dieser "Nachteil" ist aber gleichzeitig auch sein Vorteil. Es gibt nahezu unendlich viele Einbaumöglichkeiten und jeder kann das System nach seinem Geschmack einbauen, umbauen, erweitern,.... Für Fragen und Hilfestellungen gibt es das McCoi Forum, welches mit Rat und Tat zur Seite steht und in dem es schon eine Menge Einbauanleitungen und andere nützliche Informationen gibt. Speziell Steffen, dem Admin des Forums, sowie CanumaXX sei hier ein großer Dank für die Hilfestellungen, Tipps und Ideen während meines Einbaus ausgesprochen.

Nachdem das sehnlich erwartete Paket mit dem McCoi bei mir ankam ging es los mit auspacken. Alle Teile sind ordentlich verpackt, teilweise in separaten Tüten mit Beschriftung.
Die Inhalte des Pakets
Der erste Schritt war also das Löten der Platine. Ich muss anmerken, dass ich selbst vorher noch nie gelötet habe. Mit ein klein wenig Übung, Geduld und Sorgfalt funktioniert es aber ganz gut. Auch Dank der Einbau Doku welche sehr umfangreich und detailliert ist.
Die fertig gelötete Platine
Eine kleine Anmerkung muss ich dazu aber machen: Laut Doku ist die BAT 42 Diode blau. In meinem Set war diese jedoch rot. Das steht zwar auch in der Auflistung der Komponenten, wird aber nur am Rande angemerkt. Ich hatte beim Zusammenlöten schon die Befürchtung, dass ein Bauteil fehlt. Bei näherem Hinsehen hat es aber dann doch gepasst.
Ich habe mir den Controller mit dem Standardprogramm für die Verwendung des Reed-Magneten schicken lassen. Das ist prinzipiell nicht verkehrt. Ich habe jedoch später das Tachosignal verwendet und den Controller dementsprechend um programmiert, doch dazu später mehr.

Nachdem das Herzstück fertig gestellt war kam das eigentlich Interessante: Wie bringe ich den McCoi am schönsten in meinem Motorrad unter? Ich habe mich für den Einbau durch ein paar Ideen von CanumaXX Einbau inspirieren lassen. Neben einer funktionalen Anbringung hatte ich auch noch den Wunsch, dass man vom McCoi so wenig wie möglich sieht und dass man keine Originalteile bearbeiten muss (Löcher bohren etc.).
McCoi, Pumpe und Ölbehälter sind alle im Staufach unter der Sitzbank untergebracht.
Befestigung des Ölbehälters.
Den Ölbehälter habe ich einfach mit Klettband an der Wand des Staufachs befestigt. Das ist nicht bombenfest, aber es hält auf jeden Fall. Und ich kann ggf. den Behälter herausholen. Den Schlauch zum Luftfilter habe ich mit einer Schlaufe versehen um sicher zu gehen, dass er von Öl verschont bleibt. Dazu eine kleine Anekdote: Das Messingröhrchen sollte nicht so tief in den Ölbehälter ragen, dass es im Öl steht. Das führt dazu, dass das Öl durch den Schlauch läuft und der Filter früher oder später Schaden nimmt. Ich kann hier aus Erfahrung sprechen. Entweder das Röhrchen entsprechend knapp in den Behälter führen, oder, so habe ich es aufgrund der flachen Bauweise meines Staufachs gemacht, das Röhrchen entsprechend kürzen. Den Befüllungsschlauch habe ich so weit nach vorne geführt, dass man bequem Öl nachfüllen kann ohne den Behälter herausnehmen zu müssen.

McCoi und Pumpe
Pumpe und McCoi sind auf der anderen Seite des Stauchfachs an der Wand. Ich habe beide nicht befestigt. Sie liegen eigentlich lose im Stauchfach, halten sich aber selbst gegenseitig durch die Verkabelung an der Seite. Zusätzlich werden sie aber auch durch sonstige Utensilien im Staufach (z.B. Warnweste, Verbandskasten) an ihrem Platz gehalten.

Freier Stecker für das Zündungsplus
Um den Notlaufmodus für den McCoi zu nutzen habe ich nach einer Möglichkeit gesucht das Zündungsplus abzugreifen. Dazu habe ich im Staufach einen nicht benutzen Stecker gefunden. Nach kurzem Messen stand fest: Linker Kontakt führt keinen Strom (Masse), rechter Kontakt führt nur bei Zündung Strom. Perfekt für meine Bedürfnisse. Ein entsprechenden Stecker habe ich bei Ebay ersteigern können.
Gegenstück für das Zündungsplus
Das Kabel muss direkt an die mit "IGN" beschriftete Öse am oberen Rand auf der Platine gelötet werden. Das andere Kabel wird für den McCoi nicht benötigt.
Strom bekommt der McCoi direkt von der Batterie. Die beiden Kabel habe ich jeweils links und rechts von der Batterie nach hinten zum McCoi geführt. Da die McCoi Anleitung das nicht explizit erwähnt: Die im Set enthaltene Sicherung muss zwischen Plus (+) Pol und McCoi eingebaut werden.
Alle anderen Kabel, die aus dem McCoi kommen, habe ich zwischen Tank und Rahmen nach vorne geführt: Ein achtadriges Kabel (grau) für das Mini Gehäuse, sowie zwei zweiadrige Kabel (schwarz) für den Regensensor und das Tachosignal (alle im McCoi Set enthalten).
Wie in der McCoi Doku schon beschrieben, sollte man sich merken, welche Adern in dem grauen Kabel für welches Element im Mini Gehäuse sind. Ich habe mich dabei an der Polung und der Farbe der LEDs orientiert:
Rote LED: rot/braun
Gelbe LED: gelb/rosa
Grüne LED: grün/grau
Cross Schalter: weiß/blau
Das Kabel passend zur LED Farbe ist dabei immer das Kabel für Plus. Das hat es einfacher gemacht sich das zu merken..
Noch ein Satz zum Mini Gehäuse: Alle LEDs sowie den Cross-Schalter in dem Gehäuse unterzubringen ist nicht ganz einfach. Ich habe mich beim ersten Mal an die Anleitung gehalten und die LEDs erst im Gehäuse fixiert bevor ich sie an die Kabel gelötet habe. Das Ergebnis davon war jedoch ein Kurzschluss den ich irgendwie aufgrund des knappen Platzangebotes geschaffen hatte: die Regeln-LED leuchtete dauerhaft. Ich habe mir daraufhin ein neues Mini Gehäuse mit samt Innenleben geordert. Dieses Mal habe ich die LEDs an die Kabel gelötet und mit Schrumpfschlauch überzogen. Anschließend war die Herausforderung das Ganze im Gehäuse unterzubringen, aber mit ein bisschen Geduld hat das auch funktioniert. Beide Wege funktionieren, man sollte aber egal wie immer daran denken die Kontakte gegeneinander zu isolieren (z.B. mit Schrumpfschlauch), andernfalls ist die Kurzschlussgefahr sehr hoch.
Anfangs habe ich versucht sämtliche Kabel mithilfe von Super Seal Steckern vom McCoi zu entkoppeln um mir die Möglichkeit zu schaffen den McCoi auch mal ausbauen zu können. Prinzipiell war das keine schlechte Idee, ich hatte jedoch ein paar Platzprobleme und Kontaktschwierigkeiten. Letzten Endes habe ich die Kabel dann doch durchgängig vom Endpunkt zum McCoi gezogen. Bisher hatte ich noch nicht die Notwendigkeit den McCoi auszubauen. Mal schauen wann ich mich für diesen Schritt selbst verfluchen werde. Aber das ist Problem meines zukünftigen Ichs.
Regensensor
Den Regensensor habe ich wie CanumaXX zwischen Lampenmaske und vorderem Schutzschild untergebracht. Inzwischen hatte ich die Gelegenheit mal durch den Regen zu fahren. Und die Position des Regensensors ist perfekt. Er geht kurz nach Beginn des Regens an und auch sehr zeitnah nach Ende des Regens wieder aus. Da er genau im Fahrtwind sitzt und die Lampenmaske sowie das Schutzblech entsprechend Schutz bieten ist das die ideale Position (nochmals Danke für die Idee!).

Das Tachokabel (orange/schwarz) mit Stromdieb
Einer der spannendsten Teile des Einbaus war das Tachosignal. Erst mal hat es mich einiges an Zeit und Recherche gekostet herauszufinden, welches Kabel überhaupt das Tachosignal trägt. Mithilfe des KTM Forums habe ich es jedoch herausbekommen: Es ist ein orange/schwarzes Kabel, dass zum Kombiinstrument führt. Anfangs habe ich versucht mein McCoi Kabel mit in den Anschluss des Kombi Instruments zu stecken, ich habe es jedoch nicht geschafft den gecrimpten Kontakt zu öffnen. Da der Kontakt sehr klein ist hatte ich Angst etwas kaputt zu machen. Also habe ich mithilfe eines Stromdiebs versucht im Kabelbaum, der zum Kombiinstrument führt, das Signal abzugreifen. Leider war mein Stromdieb etwas zu groß. Dadurch kam das Signal nicht durch. Letzen Endes habe ich die Isolierung des Kabels etwas angeritzt und mein Tachokabel angelötet. Diese Verbindung sollte auf jeden Fall halten. Die zweite Ader im Kabel wird nicht benötigt. Ich habe sie einfach isoliert und gut. Die andere Seite des Tachokabels kommt auf den rechten Reed Anschluss im McCoi )mit einem kleinen T gekennzeichnet).
Im Test Modus des McCoi sah man sofort, dass nun das Signal durchkam. Bewegte man das Vorderrad ein wenig ging die Reed Lampe auf der Platine an/aus.
Da der Controller des McCoi in der Reed Variante geliefert wurde, musste dieser erst noch auf das Tachosignal meiner KTM umprogrammiert werden. Das geht mithilfe des ISP Sticks sowie des Konfig Tools relativ einfach. In meinem Blogeintrag habe ich beschrieben, wie ich den ISP Stick bei mir unter Windows 8 zum Laufen gebracht habe. Bei der Neuprogrammierung des McCoi auf das Tachosignal musste folgendes beachtet werden:
1. Das Tachosignal meiner SMR liefert 48 Impulse pro Radumdrehung.
2. Da das Vorderrad das Signal abgibt mussten bei mir die Radkonstanten auf 120/70 angepasst werden.

Zu guter Letzt noch das Stück, dass der eigentliche Nutzen dieser ganzen Apparatur ist: Der Ölschlauch samt Schmiervorrichtung.

Ölschlauch unter dem Kabelsalat durchgeführt
Da ich eine möglichst unsichtbare Lösung haben wollte und es keinen gravierenden Nachteil gab, habe ich mich dazu entschieden die Schmiervorrichtung am vorderen Ritzen anzubringen. Den Ölschlauch konnte ich dafür relativ elegant am Rahmen entlang zum Ritzel führen. Mithilfe der im Set enthaltenen Schlauchklemmen bleibt er auch schön an seinem Platz.
Ölschlauch am Rahmen entlang geführt,
mit Schlauchklemmen fixiert
Da am vorderen Ritzel der Platz sehr begrenzt war sah ich keine Möglichkeit das Öl mithilfe der im Set enthaltenen Kanülen aufzutragen.
Nach ein bisschen Recherche im McCoi Forum über alternative Schmiermöglichkeiten habe ich mich an eine Doppelschmiervorrichtung gewagt.
Der Vorteil: Die Kette wird von beiden Seiten geschmiert, durch den Eigenbau kann man das Ding an die gegebenen Befestigungsmöglichkeiten perfekt anpassen.
Der Nachteil: Man muss das Ding selbst bauen.
Im McCoi Forum gab es schon ein paar User, die sich daran schon versucht hatten, mit eigentlich gutem Ergebnis.
Doppelschmiervorrichtung (Vordersseite)
Ich habe mir für meine Ritzelschmierung ein Stück Alu L Profil abgesägt, welches später an den Schlagschutz der Kette befestigt wird. An diesem wurde ein Messingröhrchen (4mm glaube ich) mithilfe von Lötzinn und ein paar Schrauben befestigt. Das sieht nicht wirklich schön aus, aber das sieht man am Ende eigentlich nicht.
Am oberen Ende befindet sich das Loch für die Befestigung sowie der Stutzen für den Schlauch. Diesen musste ich etwas nach außen biegen da ich sonst die Schraube nicht mehr drehen konnte.
Doppelschmiervorrichtung (Rückseite)

Das untere Ende wurde um 90° gebogen. Das war ein wenig aufwändig, aber mit viel Hitze und Fingerspitzengefühl klappt das. Hier kommen zwei kurze Messingrohrstücke (ca 2 mm Durchmesser) in zwei Löcher. Auch hier war etwas Fingerspitzengefühl gefragt, da die Löcher nicht durch das Lötzinn verstopfen durften. Am Ende habe ich etwas Wasser durch das System laufen lassen um fest zu stellen ob alles dicht ist und die beiden Röhrchen nicht verstopft waren.
Doppelschmierung eingebaut (ohne Ritzelabdeckung)
Nun konnte die Vorrichtung ins Gesamtsystem integriert werden. Die Doppelschmierung muss aufgrund des knappen Platzes mit etwas Fummelarbeit zwischen Rahmen und Ritzel geführt werden. Sobald die Vorrichtung durch die Schraube fixiert ist sitzt das Ganze aber ziemlich fest. Durch eine kleine Kerbe auf der Rückseite der Kettenführung kann das L Profil auch nicht in die Kette rutschen, dadurch reicht die Fixierung an einer Stelle.
Bei den ersten Tests hat sich herausgestellt, dass durch die Krümmung der kleinen Röhrchen das Öl teilweise am Röhrchen außen zurückläuft. Ich habe sie daraufhin etwas anders gebogen, so dass der niedrigste Punkt die Öffnung des Röhrchens ist.
Mit Ritzelabdeckung sieht man schließlich nichts mehr von der Vorrichtung. Auch das Alublech fällt auf Anhieb nicht auf.
Ich habe kurz vor der Doppelschmierung im Schlauch den Schwingenadapter eingefügt. Dadurch kann ich bei Inspektionen oder sonstigen Wartungen, die ich nicht selbst mache, die Vorrichtung herausnehmen. Das verhindert, dass fremde Personen mir das Ding nicht kaputt machen.

[UPDATE 28.09.2016]
Leider hat die unschöne Verbindung zwischen Alu Profil und Messingröhrchen doch nicht lange gehalten. Ich habe dafür nun eine andere Lösung gefunden. Weitere Details siehe unten.
[UPDATE]


Alle Teile sind nun verbaut und angeschlossen. Die ersten Funktionstests waren erfolgreich. Anfangs bin ich auf HEX 4 gefahren. Das war aber zu viel des Guten. HEX A hat sich als ganz guten Wert heraus gestellt...


Fazit:
Alles in allem war das ein schönes Projekt. Es gab einige Hürden, die es zu bewältigen galt, aber dank der guten Dokumentation und der Hilfe im McCoi und im KTM Forum habe ich den Einbau an meiner KTM 990 SMR geschafft. Mit dieser Einbaubeschreibung möchte ich für diejenigen, die den McCoi an einer 990 SMR einbauen wollen, eine kleine Hilfestellung geben.

Fragen, Anregungen und Kritik sind jeder Zeit willkommen!


Update 28.09.2016
Die Doppelschmierung aus Messing hat leider nicht lange gehalten. Während eines Schräglagentrainings habe ich gesehen, dass das Messingröhrchen sich vom Alu Profil gelöst hatte und die Kombination aus Ritzel und Kette hat der einen Hälfte der Doppelschmierung den Gar aus gemacht.
Daraufhin habe ich mich nach einer anderen Lösung umgesehen. Nun habe ich die Doppelschmierung als 3D Modell modelliert und per 3D Drucker gedruckt:
Das Ganze ist aus PETG Filament. Layerhöhe waren 0,1mm, Infill 50% und Druckgeschwindigkeit war 40mm/s. Da das Modell nach dem Druck nicht ganz dicht war habe ich es mit Klarlack eingestrichen. Anschließend ware es wasserdicht.
Wie lange diese Konstruktion hält wird sich jetzt zeigen. Es macht aber einen recht stabilen Eindruck. Mir macht jedoch die Wärme und die Vibration ein wenig Sorgen. Die Zeit wird die Antwort bringen. Wenn es irgendwann doch brechen sollte kann ich ja schnell ein neues drucken :)


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